Janacek – Katja Kabanova
Oldenburgisches Staatstheater, großes Haus
10. März 2012
»Regisseurin Lydia Steier hatte eine faszinierende Optik für das Werk entwickelt. Mit Hilfe der Drehbühne schnell wechselnde Bilder evozierten eine Realität, die immer wieder von albtraumhaften Zügen durchbrochen wird. Dazu eine plastische oft im Clair-obscur verharrende Lichtregie und eine äußerst lebendige Personenführung. Das Publikum bejubelte den kurzen Abend mit enthusiastischen Bravos.« (Weserkurier)
Eingeengt zwischen selbstgestellten Ansprüchen und familiärem Druck lebt die junge Kátja in der russischen Provinz: Ihr Mann Tichon ist ein schwaches Muttersöhnchen, das allzu gern dem Alkohol zuspricht, die Schwiegermutter Kabanicha eine tyrannische Matriarchin und kühle Pietistin. Die Kaufmannsfamilien Kabanov und Dikoj kontrollieren mit ihren moralischen und marktwirtschaftlichen Grundsätzen die Stadt: Gerade als junge Frau hat man vor allem eines: zu funktionieren. Nur Varvara, Pflegetochter im Hause Kabanov, und Kudrjasch, ein junger Lehrer, suchen sich ihren eigenen Weg der freien Liebe in der beengten Gesellschaft. Als Tichon die Stadt für eine Geschäftsreise verlässt, findet Kátja in dem Zugereisten Boris die Erwiderung ihrer Leidenschaften und schließlich die ersehnte, doch auch gefürchtete, sexuelle Befriedigung. Kátja kämpft mit Selbstvorwürfen und kann ihren Fehltritt nicht verschweigen. Sie beichtet während eines Gewitters der versammelten Dorfgemeinschaft und ihrer bigotten Schwiegermutter den Ehebruch. Der Alltag geht weiter, doch Kátja kann mit ihrer Schuld nicht leben und sucht den Freitod.
Schon die Vorgängeroper Jenůfa machte den tschechischen Komponisten Leoš Janáček bekannt. Mit Kátja Kabanová wurde er zu einem der bedeutendsten Opernkomponisten aller Zeiten. Hier wird das Orchester zum eigentlichen Träger der dramatischen Ereignisse: Unter der Leitung von Thomas Dorsch wird das Oldenburgische Staatsorchester die überaus kraftvolle, konzentriert emotionale Musiksprache Janáčeks entfesseln, die so anschaulich das tragische Zerbrechen Kátjas im Korsett gesellschaftlicher Konventionen schildert.
Regisseurin Lydia Steier, die in der letzten Spielzeit mit einer opulenten und intelligenten Inszenierung von Händels Saul das Publikum auf dem Fliegerhorst begeisterte, kehrt jetzt mit Kátja Kabanová an das Oldenburgische Staatstheater zurück. In einer realistisch-surrealistischen Szenerie spielt sich die Tragödie Kátjas zwischen Stummfilmkulisse, engen expressionistischen Räumen und alptraumhafter Puppenwerkstatt ab.
12.03, NWZ, Kritik
12.03, Weser Kurier, Kritik
12.03, Kreiszeitung, Kritik