Das Abschlusskonzert in Oldenburg brachte zum ersten Mal auch ein Staatsorchester auf den sounding-D-Fahrplan.
Die Haltestellen waren Anton Webern (Fünf Sätze für Streichquartett op. 5 in der Bearbeitung für Streichorchester durch den Komponisten und Variationen für Orchester, op. 30); Salvatore Sciarrinos »Autoritratto nella notte« (»Selbstportrait in der Nacht«) und Pierre Boulez’ »Domaines«, Fassung für Klarinette und 21 Instrumente in 6 Gruppen.
Die neue Hauptverwaltung der Landessparkasse zu Oldenburg (viel Glas und Stahl) wurde so zumindest für einen Abend zur Staatsbühne, auf der Dirigent Thomas Dorsch sein Ensemble sicher führte. Besonders effektvoll kam dabei die Atriumsarchitektur der Eingangshalle mit den drei Galerien zum Tragen. Bei Boulez’ “Domaines” (1968) in der Fassung für Klarinette solo und Orchesterbegleitung, konnten die 21 Instrumentalisten so in mehreren Gruppen über die Stockwerke platziert werden. Antonia Lorenz bot bei ihrem Solopart eine gute Leistung, das Stück selbst, aufgeteilt in 6 Abschnitte, fasziniert jedoch nicht über die gesamte Strecke.
Die Noten von Solistin Antonia Lorenz
…man beachte die Spielanweisung “Irrenhaus”.
Fabelhaft war das, was Dorsch und sein Orchester mit Webern anstellten. Besonders die “Fünf Sätze” waren wunderbar leicht und akkurat gespielt, die Musik immer klar und durchscheinend. Ich muss meine bisherige Zurückhaltung, was Webern angeht, jedenfalls noch einmal kritisch überdenken.
Auch mit Sciarrinos »Autoritratto nella notte« wusste Thomas Dorsch umzugehen, ein leichter Abschluss für den Abend nach einem zuvor sehr fordernden Boulez.
Die LzO-Hauptverwaltung wäre ein Ort, an dem man sich mehr Konzerte mit modernem Repertoire sehr gut vorstellen könnte. Etwa nach dem Vorbild des Münchener Kammerorchesters, das dort schon mehrere Spielzeiten die Pinakothek der Moderne für ihre Nachtkonzerte nutzt. Das kommt aber wohl darauf an, was die anwesenden Granden der LzO von Boulez und Co. gehalten haben.