oc Lüneburg. Wie klingt eigentlich ein Orchester? Am besten in Reihe 7 oder in Reihe 17? Da haben Akustik-Spezis so ihre ganz eigenen Erfahrungen, und mancher weiß, in welchem Saal er wo sitzen muss, um maximalen Hörgenuss zu bekommen. Aber wie klingt eigentlich ein Orchester für den Musiker, der mitten drinsitzt zwischen ersten und zweiten Geigen, brausenden Trompeten von hinten, grummelnden Bässen linksaußen? Was hört der Bratscher von den Flöten? Rund 80 Besucher eines Konzerts der Lüneburger Symphoniker können das erfahren. Sie sitzen am Sonntag, 20. März, um 11.30 Uhr mit auf dem Podium – mittendrin.
Einen „Blick in die Werkstatt“ verspricht Musikdirektor Thomas Dorsch, „das Unterfangen ist auch für uns ein Experiment.“ Ein Orchester sei ja so etwas wie ein soziales Gefüge. Darin habe jeder seinen festen Platz, auch seine kleinen Gewohnheiten. Die gelten an diesem Tag nichts. Der kleine Blick zum Nachbarpult kommt bei jemand Fremden an, und dann sagt Thomas Dorsch sogar: Wer von den Gästen mal aufstehen will, der soll das tun.
Trotzdem werde ein vollwertiges Konzertprogramm von zweimal 40 Minuten geboten. Und der Saal ist für alle, die den abgerundeten Klang hören wollen, natürlich auch offen. Da hat man dann freie Sicht auf einen ganz anders als üblich aufgestellten Orchesterapparat samt neugierigen Gästen.
Gespielt wird im ersten Teil das Brahms-Violinkonzert. Solist ist Markus Menke, Konzertmeister der Symphoniker. Im zweiten Teil erklingt die „Schottische“ von Felix Mendelssohn Bartholdy. Thomas Dorsch wird das Konzert moderieren und sicher etwas über Feinheiten der Klangabstimmung sagen. Was man davon wahrnimmt zwischen Klarinette und Fagott, das kann jeder selbst erleben.
Der Kauf einer Eintrittskarte, ob auf der Bühne oder im Saal, berechtigt gleichzeitig zum Zuhören bei der Generalprobe. Wer eine Bühnenkarte bucht, hat dort freie Platzwahl, und egal, wie das Experiment ausgeht, es wird in der Spielzeit 2016/17 fortgesetzt.